Wühlmausschutz mit Drahtkörben und Ringen aus Kies/Splitt

eine kleine Erfahrungsgeschichte von 2019-2023

Dies ist eine kleine Erfahrungsgeschichte unserer Vorkehrungen gegen Wühlmäuse mit Wühlmausdraht (verzinkt und unverzinkt, 13mm Maschen), sowie groben Splitt (8-32mm) bei Obstbäumen und Sträuchern.

Wühlmäuse im Garten

Schermäuse (eine Wühlmausgattung), vermutlich Ostschermäuse machen uns schon seit vielen Jahren im JANUN-Garten, unserem ersten Gemeinschaftsgartenprojekt in Göttingen, das Gärtnern schwer. Als ich 2019 meine ersten Apfelunterlagen dort eingepflanzt hatte, war von diesen nach 3 Monaten nicht mehr viel übrig. Im Winter 2018/2019 wunderte ich mich, wieso beim Mangold plötzlich die Wurzel komplett verschwunden war. Schermäuse verschließen ihre Frasgänge sehr dicht und unauffällig. Mir ist erst ein Jahr später klar geworden, was mit der Mangoldwurzel passiert ist. Seitdem haben wir alle Obstbäume in Drahtkörbe aus 13mm Sechs-Eck-Geflecht gepflanzt. Im Gemüsebereich des Gartens sind wir zum aktivem Bejagen der Mäuse übergegangen. Hierzu verwenden wir vor allem Kastenfallen aus Buchenholz mit Apfel, Möhre, Sellerie, etc. als Köder. Besonders effektiv ist dies an frisch angefressenen Pflanzen. Früher haben wir es genervt akzeptiert, dass eine Zucchinipflanze nach der nächsten abgefressen wurde. Jetzt erwischt es meist nur noch eine und dann ist wieder ein Jahr Ruhe. Unser Garten befindet sich im urbanem Bereich. Die Ansiedlung von Mauswieseln, die die Population eindämmen könnten, ist relativ unwahrscheinlich. Die Mäuse haben also keine natürlichen Feinde in diesem kultiviertem Nahrungsmittelökosystem. Die Population steigt auch wegen der milden Winter stark an. Wir haben folglich entschieden, dass wir die Funktion des Maulwiesels übernehmen. Bei der Jagd ist es sehr wichtig sich an alle Regeln der Schermausjagd zu halten um nicht versehentlich Maulwürfe zu fangen. Wühlmausgänge und Maulwurfsgänge unterscheiden sich zwar. Wir haben aber festgestellt, dass beide auch gerne mal fremde Gangsysteme benutzen, insb. noch junge kleine Schermäuse die scheinbar über die größeren Maulwurfgangsysteme bis tief in eine neue Fläche zuwandern.

Wühlmausschutz mit Drahtkörben

Uns schien die Drahtkorb-Technik, die häufig in Streuobstanleitungen empfohlen wird ungünstig. Dabei wird der Draht irgendwie von allen Seiten um den Wurzelballen gelegt. Meiner Ansicht nach kommt es bei dieser umständlichen Variante zu ungünstigen Überlappungen des Drahtes und ich hatte das Gefühl, dass hier und dort auch mal eine Lücke für die Mäuse bleibt. Ich hatte gelesen, dass Drahtkörbe auf Streuobstwiesen hin und wieder Bäume daran hindern ihre Wurzeln richtig auszubreiten. Das läge häufig aber auch daran, dass das Drahtgitter doppelt gelegt wurde und dann viel zu eng ist. 13mm sollten die Maschen haben. Dann kommen die Mäuse nicht rein. Kleiner sollte es wegen der Wurzeln nicht sein. Mit diesen Berichten im Kopf haben wir uns dazu entschieden, runde Körbe zu flechten aus 75-125cm hohem Sechs-Eck-Geflecht (Foto 2).

Die Körbe sind eher Tonnen , die wir Anfangs oben noch geschlossen haben. Später haben wir sie einfach 15 cm aus der Erde schauen lassen, um leichter jäten zu können (Foto 1). Da es viele Katzen in urbanen Räumen wie bei uns gibt, klettern Schermäuse klettern eher nicht über so einen „Zaun“. Wenn aber Feldmäuse Schaden anrichten, ist es sinnvoller den Korb oben zu schließen. Unten haben wir die Körbe anfangs noch mit unverzinktem Draht geschlossen, später haben wir sie dann ab einer Tiefe von 60 cm offengelassen. Bisher haben wir nur Wühlmaus- oder Maulwurfsgänge bis in 50cm Tiefe finden können. Die Körbe haben je nach Pflanze (Baum, Strauch oder Rankpflanze) unterschiedliche Durchmesser. Schließlich soll sich die Baumwurzel ja möglichst ungestört vom Draht und von unseren Nagern entfalten können. Also hatten unsere Körbe auch ruhig mal 50-60cm im Durchmesser für einen kleinen Pfirsichbaum. Der Baum ist sehr gut gewachsen. Ob das ohne Korb auch so passiert wäre, können wir leider nicht sagen. In den Jahren haben unsere Mäuse so ziemlich alles gefressen, was es bei uns gibt: Apfel, Birne, Kirsche, Wein, Brombeere, schwarze Johannesbeere (das war aber sehr wahrscheinlich ein Versehen – es kam nie wieder vor), Himbeere, Feige, Pflaume, Ölweide, Maulbeere, Sanddorn und Walnuss, vom Gemüse ganz zu schweigen.

2. Drahtkörbe 13mm
1. verzinkter Drahtkorb im Loch
3. Wühlmausschaden Aprikosen 2023

Verzinkt oder unverzinkt?

Zu Beginn gab es noch eine Unklarheit: Draht verzinkt oder unverzinkt? Wenn der Baum größer wird und die Wühlmäuse die Wurzel weniger attraktiv finden, sollten sie nicht vom Draht eingeschränkt werden. Dann sollte der vorherige Schutz automatisch zerfallen. Wie lange welcher Draht im Boden stabil bleibt, hängt sehr von der Zusammensetzung des Bodens ab. Dazu konnte ich 2019 keine Erfahrungsberichte finden. Also haben wir selber ausprobiert. Unser Boden hat einen ph-Wert von 6,9 und ist recht schwer (21% Ton, 71% Schluff, 8% Sand). Finden Wühlmäuse klasse, weil die Gangsysteme quasi ewig stabil bleiben. Im Winter 2021/2022 konnten wir das Experiment bereits abschließen. Eine Maulbeere (Foto 4), in einem unverzinktem Drahtkorb hatte es erwischt (Foto). Der unverzinkte Drahtkorb hatte sich nach knapp 2 Jahren komplett aufgelöst. Wie lange der verzinkte Drahtkorb hält, können wir noch nicht sagen. Das wird vermutlich auch von der Art der Verzinkung und der Stärke des Drahtes abhängen. Wir verwenden deswegen aktuell meist relativ dünnen verzinkten Draht, damit der Korb nicht zu lange hält.

Ein möglicher Nachteil von verzinktem Draht ist die Freigabe von Zink. Zink wirkt als Fungizid und könnte folglich mögliche Mykorrhiza-Pilze, die eine förderliche Symbiose mit Pflanzen eingehen behindern (Vermutung). Vielleicht liegt hier auch eine Erklärung für das mangelhafte Wachstum von Obstbäumen, die in zu dichtes Zinkgeflecht gesetzt wurden? Vielleicht überwiegen prozentual die Wachstumsvorteile durch eine Mykorrhiza-Symbiose die Schäden durch Wühlmäuse? Bisher sind mir dazu keine Studien bekannt. Informiert uns gerne, wenn ihr dazu etwas wisst.

4. Wühlmausschaden Maulbeere 2021
4. Wühlmausschaden Maulbeere 2021

Wühlmausschutz mit Kies/Splittringen

Schon zu Beginn unserer Wühlmausschutzrecherchen haben wir den Schutz mit Steinen als mögliche Alternative wahrgenommen. Für Wühlmäuse sind Steine unter der Erde schlecht bewegbar. Wurzeln hingegen können kleine Steine mit den Jahren nach oben oder unten bewegen, wenn sie dicker werden. Im Vergleich zum Drahtgeflecht werden ihre Wurzeln nicht eingeschnürt. Jedoch schienen uns die Anwendungsvorschläge immer recht kompliziert und unpraktisch. Eine Möglichkeit bestand darin den Baum direkt in Kies zu pflanzen. Ich bezweifele, dass die meisten Bäume das in den ersten Jahren gut fänden. Eine andere Möglichkeit bestand darin das Loch mit großen Steinen auszukleiden. Das schien uns sehr umständlich. Wir haben uns schließlich für einen Splittring entschieden und diese Idee nochmal etwas angepasst. Ein Splitt-/Kiesring ist ein „Schutzwall“ der rund um den Wurzelballen gebaut wird. Auf unserer Pflanzanleitung (ganz unten) erkennt ihr das Konstrukt.

5. Rohr mit Kiesring
5. Rohr mit Kiesring

Das einzige Werkzeug, das es dafür braucht ist ein „Pflanzrohr“ (unsere Bezeichnung). Ein Pflanzrohr lässt sich aus einem Eimer (dann eher Pflanzeimer) herstellen, der möglichst wenig konisch zuläuft. Es muss nur der Boden ausgeschnitten werden. Alle unsere Eimer liefen leicht konisch zu.

Sie waren also oben breiter als unten. Das macht das Herausziehen des Rohres schwieriger bis unmöglich. Wenn solch ein Eimer verwendet wird, ist es wichtig die Pflanzung nicht festzudrücken, bevor das Rohr herausgezogen wurde. Da das ganze Gemisch danach noch absacken wird, ist es sinnvoll den Baum etwas höher zu setzen als das Bodenniveau. Nach ein paar Wochen ist die Pflanzstelle dann abgesackt und hat die gewünschte Höhe. Die meisten Bäume sollten ungefähr so tief gepflanzt werden, wie sie vorher gepflanzt waren. Ein bisschen rütteln hilft beim herausziehen. Da wir in unserem Waldgarten ca. 50-60 solcher Splittringe anlegen wollen haben wir uns für die Anschaffung eines Kanalrohres mit 42 cm Durchmesser und 60 cm Höhe entschieden. Solche Rohre lassen sich in 120m

Länge im Internet bestellen. An den Seiten haben wir zwei dicke Schlaufen angebracht um das Rohr leicht herausziehen zu können. Wir haben ebenfalls ein 28 cm breites Kanalrohr. Das ist für manche Wurzelballen aber zu schmal. Um damit schnell zu pflanzen, schaufeln wir den Splitt (8-32mm) in eine Schubkarre und schütten ihn direkt in den schmalen Graben zwischen Rohr und Grube und verteilen ihn dann mit den Händen. Zwischendurch geben wir ein bisschen Mutterboden dazu, der sich in die Zwischenräume setzen kann. Das Loch sollte rund ausgehoben werden und so breit sein, dass ein ca. 5cm breiter Ring zwischen Rohr und Lochrand entsteht. Ist der Zwischenraum schmaler, fallen die Steine nur schwer nach unten. Sie müssen dann mit einem Spaten runter geklopft werden. Das geht auch. Ist er breiter wird unnötig viel Kies benötigt und für die Wurzeln des Baumes entsteht eine unnötig breite Steinwand durch die seine Wurzeln hindurchmüssen.

Runde Löcher in schwerem Boden begünstigen Drehwuchs der Wurzeln. Deswegen sollten die Seitenwände mit dem Spaten eingestochen oder eingekerbt werden, damit die Wurzeln in diese Stiche wurzeln. Das gilt für alle runden Löcher.

6. Pflanzrohr 28 cm
7. Pflanzrohr 28 cm

Welcher Kies/Split?

In den meisten Anleitung findet sich die Empfehlung, kleinen runden Kies in die Ringe einzufüllen. Der Vorteil läge darin, dass sich dieser besser setzt und Lücken gut schließt. Ein anderer Gedanke dabei ist, dass dieser Kies einstürzt, wenn eine Wühlmaus sich dort reinwühlt. Uns erschien es aber fraglich, ob die Wühlmäuse diesen feinen Kies nicht einfach auch ausgraben. Deswegen haben wir uns für gröberen Basalt-Splitt (18-32mm) entschieden. Basalt, und nicht Kalksandstein, weil unser Boden mit einem Ph-Wert von 6,9 schon sehr basisch ist. Der Splitt sollte sich im Ring so verkanten, dass die Wühlmäuse keine Chance haben ihn zu bewegen. Ein Problem dieser Methode könnten Ameisen sein, die sich gerne in den Hohlräumen einnisten und damit Blattlauspopulationen begünstigen. Wir wollen einige unserer Gehölze obduzieren, wenn ihre Zeit im Waldgarten zu Ende geht. Alle weiteren Probleme, die wir im Laufe der Zeit feststellen, werden wir hier in die Kommentare einfügen. Tragt dort auch gerne eure Erfahrungen ein.

PDF-Datei, 583,9 KB
Pflanzanleitung mit Wühlmausschutz Splittring