Thema: Schattenbereich
Beim heutigen Planungstreffen haben wir die Planung des Schattenbereichs abgeschlossen. Hauptziele des Bereiches sind: starker Schatten und rund herum buschig, sodass sich ein feucht-kühles Klima entwickeln kann, welches wir sonst nicht im Waldgarten zustande kriegen, weil die Bäume zu licht stehen, damit sie entsprechend guten Fruchtertrag liefern. Nutzung: Als Aufenthaltsort an extrem heißen Sommertagen und Anbau von schattenliebenden Kräutern und Stauden, die sich sonst nicht behaupten könnten, Bereich für Pilzstämme, Pilzbeete, ev. Kletterbereich.
Planung: Welche Bäume hinter dem Swale gepflanzt werden sollen, stand überwiegend schon fest. Es fehlte allerdings noch die Anordnung der Bäume. An diesem Bereich kann man die Schichtung eines Waldgartens vermutlich am besten erkennen.
Obere Baumschicht: Wir haben uns gegen zwei italienische Erlen entschieden und stattdessen eine durch eine Baumhasel ersetzt, die mit einer Strauchhasel veredelt werden soll, um bessere Nüsse zu produzieren. Die ital. Erle und die Baumhasel bilden die oberste Baumschicht. Dafür sprach, dass wir in dem Bereich eigentlich nicht sonderlich viel Stickstoffsupport brauchen, bzw. diesen ebenfalls durch Ölweiden in der Strauchschicht in diesem Bereich haben. Eine Alternative wäre eine Esskastanie gewesen, die aber mit der Feuchtigkeit in diesem Bereich krankheitsanfällig gewesen wäre. Die Baumhasel soll direkt neben den Trüffelbaumkreis gepflanzt werden, bzw. vielleicht taugt auch eine Baumhasel aus dem Trüffelbaumkreis dazu, und die ital. Erle in den Swalehügel. Beide Bäume sollen bis ca. 7-8 m aufgeastet werden, sodass eine zweite Baumschicht mit Hochstämmen darunter Platz hat. Die Baumhasel müsste dann vermutlich auch auf 7 m veredelt werden. Das wird ein interessantes Experiment.
Untere Baumschicht: Für diese Schicht waren verschiedene Aspekte relevant: Tendenziell wird die untere Baumschicht nicht viel Licht kriegen, auch wegen der Esskastanie im Bereich davor. Deswegen galt es zu überlegen, welche Bäume trotzdem einen sinnvollen Nutzen bringen. Des Weiteren sollte mitten im Bereich ein Sitzplatz sein. Dafür braucht es in diesem Bereich Hochstämme. Außerdem sollte es an Zugangswegen nicht dornig sein. Zuerst war geplant unter die Baumhasel einen Holunder zu pflanzen. Da hier aber ein Ernteweg hinter dem Swale verläuft und der Holunder relativ buschig wächst, wäre der Durchgang oft versperrt. Daher haben wir uns dafür entschieden, hier eine Mispel zu setzen. Diese soll dann als Hochstamm erzogen werden. Die Mispel wird zwar wenig Licht bekommen und somit relativ saure Früchte tragen, welche sich aber hoffentlich noch zur Verarbeitung eignen. Der Holunder soll neben den Eingang auf der Nordseite des Schattenbereichs gepflanzt werden. Unter die ital. Erle ist ein Szechuanpfeffer geplant. Da er Stacheln hat, soll er nicht an einem Zugangsweg stehen. Dieser soll auch als Hochstamm erzogen werden. Auch wenn das nicht ganz optimal ist, erschien es uns doch als die beste Wahl. Alternativ stand nur eine zweite Mispel zur Auswahl. Alle diese Pflanzen können auch in starkem Halbschatten Ertrag liefern. Direkt neben dem Hauptweg (Ostseite des Schattenbereiches) haben wir eine Sauerkirsche geplant und auf der anderen Seite des Swales (südlich der Sauerkirsche) eine Maulbeere. Im Vergleich zum restlichen Schattenbereich werden sie dort noch am meisten Sonne bekommen (hauptsächlich Morgensonne). Trotzdem werden die Früchte vermutlich ziemlich sauer bleiben und sich somit (wie die meisten Früchte und Beeren im Schattenbereich) hauptsächlich zur Verarbeitung eignen. Wie stark sie sich dann wirklich von anderen Standorten im Waldgarten unterscheiden, werden wir ausprobieren und darüber berichten.
Sonstige Schichten und soziale Nutzung: Auf der Fläche unter den Hochstämmen können auch Frühlingsgeophyten wie z. B. Bärlauch gedeihen, welcher sich im Sommer bei Belaubung der Bäume vollständig zurückgezogen hat. Dann kann die Fläche als Rückzugsort vor der Hitze genutzt werden, ohne die Krautschicht zu zertreten. Anschließend können dort im Herbst Haselnüsse aufgelesen werden, falls die Eichhörnchen uns welche übriglassen. Martin Crawford sagte bei einer Führung, dass Eichhörnchen die größten Schädlinge in seinem Waldgarten sind, die er aktiv bekämpfen muss, um überhaupt noch Nüsse ernten zu können. Mal sehen, wie das in Deutschland läuft. Diese Fläche ist dann in mehreren Ebenen multifunktional und zu unterschiedlichen Jahreszeiten jeweils anders nutzbar. Die Außenbreiche des Schattenbereiches werden mit Wildobststräuchern bepflanzt, um ein Zufließen warmer Luft und ein Abfließen feuchtkalter Luft zu vermeiden. Im Süden Bambus und Linden, im Norden Ölweiden, Pimpernuss und Pflaumeneiben, im Westen vielleicht noch eine Felsenbirne oder etwas Ähnliches. An den Trüffelkreis wurden Minikiwi gepflanzt (actinidia kolomikta). 1 x männlich, 2 x weiblich. Weitere Pflanzen in der Strauchschicht, Krautschicht und Rankschicht werden hier noch folgen.
Thema: Bereich um die Ahorne
Wir haben außerdem mit der Planung des Sitzbereichs unter dem Ahorn im Osten der Fläche angefangen. Diesen Oktober haben wir bei einer Pflanzaktion festgestellt, dass das der einzige Ort ist, an dem man im Herbst abends in der Sonne sitzen kann. Zusätzlich kann er im Sommer auch als Schattenplatz zur Mittagszeit genutzt werden. Dort könnte also eine Bank stehen, auch für Besucher:innen. Es soll kein größerer Aufenthaltsbereich entstehen. Dieser Bereich hat kein spezielles Ziel. In ihm befinden sich alle möglichen Standortfaktoren zwischen Hitze und Schatten. Aufgrund seiner Zentralität sollte er gut zugänglich sein und einen schönen Sitzplatz haben.
Überlegungen – Wege und Sichtschneisen: Anders als bei anderen Bereichen haben wir uns hier zuerst überlegt, wo die Wege zu diesem Bereich und in diesem Bereich verlaufen lassen. Und außerdem, dass es schön wäre, von dem Sitzplatz aus einen freien Blick auf die Fläche im Norden und Westen zu haben. Dieses Vorgehen schien uns recht vorteilhaft, weil wir so Bereiche einzeichnen konnten, in denen keine Bäume dicht stehen sollen. Die Zugangswege waren relativ eindeutig, weil dort zum einen schon Trampelpfade existierten, bzw. alle Zielorte von dieser Fläche eindeutig waren (Kompostklo, Gemeinschaftsfläche, Hütte, Nordbereich). Zudem haben wir Sichtschneisen eingezeichnet. Eine mögliche Sichtschneise wäre am Haseldom vorbei in Richtung Zauneidechsenhabitat im Nordwesten. Der Bereich ist ohnehin schon relativ frei. In der vorläufigen Planung stand genau in dieser Schneise eine Birne. Diese konnten wir dann leicht etwas beiseite rücken. In Richtung Westen muss eine Sonnenschneise freigehalten werden, damit die Abendsonne nicht blockiert wird. Dort können keine hohen Bäume gepflanzt werden. Dafür kann diese Schneise gut für einen Weg benutzt werden. Südlich am Swale sollten, um die Sicht nicht zu behindern, keine Sträucher oder Halbstämme gepflanzt werden. Hochstämme, unter dessen Kronen man durchgucken kann, würden sich besser eignen. Ziel ist es, eine offene Atmosphäre zu schaffen und den Raum nicht zu dicht zu machen. Eine zweite Sichtschneise wäre durch die Baumspirale Richtung Norden denkbar. Da die Baumspirale wahrscheinlich noch erweitert werden soll, wird die Sicht dort allerdings blockiert.
Überlegungen Schatten: Beim Holzlager auf der Gemeinschaftsfläche haben wir schon festgestellt, dass im Sommer nur zur Mittagszeit für 1-2 Stunden genügend Schatten zum Aufhalten geworfen wird. Das gleiche Problem haben wir auch bei dem Sitzplatz unter dem Ahorn. An die Südgrenze der Herbst-Sonnenschneise könnte westlich vom Ahorn daher ein 5-6 m hoher Baum gepflanzt werden, um zusätzlichen Schattenwurf auf den Sitzbereich mit Bank am Nachmittagen im Sommer (wo es meist heiß ist) zu erhalten. Generell ist der Sitzplatz hauptsächlich aktuell als Schattenplatz spannend, da der Ahorn im Vergleich zu den anderen Bäumen auf der Fläche schon groß genug ist, um darunter zu sitzen. Sobald die Bäume im Schattenbereich hinter dem Swale im Westen groß genug sind, wird das wahrscheinlich zum bevorzugten Rückzugsort im Sommer. Was diesen Platz trotzdem attraktiv macht, ist die gute Sicht auf die Fläche im Vergleich zu dem dicht bepflanzten Schattenbereich. Es gilt also abzuwägen, ob der Bereich auch in 10-20 Jahren noch als Schattenplatz genutzt wird und anhand dessen zu entscheiden, ob weitere schattenspendende Bäume gepflanzt werden sollen. Für die Bäume im Westen haben wir ausgemessen, wie hoch diese sein dürften, um den Sonnenuntergang auf diesen Sitzbereich im Herbst nicht zu beeinträchtigen. Was wir damit genau machen, wird beim nächsten Treffen entschieden. Im Hochsommer nutzen wir einen Platz weiter südlich als Sonnenuntergangsplatz. Dieser wird noch geplant. Auf folgender Karte haben wir die Sonnenuntergänge zu verschiedenen Jahreszeiten berechnet. Bei der Planung spielt aber nicht nur der Winkel, in dem die Sonne untergeht, eine Rolle, sondern auch zu welcher Zeit des Sonnenuntergangs man sich im Garten befindet. Im Frühjahr und Herbst nutzt man gerne noch die letzten Sonnenstunden an warmen Tagen. Im Winter ist es zu kalt, um irgendwo sitzend die Sonne zu genießen, und im Sommer sind während der letzten Sonnenstrahler die Mücken oft schon sehr nervig. Dieses Thema fanden wir recht spannend. In einem öffentlichen Urbanen Waldgarten spielt die Naherholung und folglich eine schöne Atmosphäre und Ruheplätze eine wichtige Rolle bei der Planung. Hier multifunktional zu denken, ist gar nicht so einfach. Ein Sitzplatz hat zu unterschiedlichen Jahreszeiten ja ganz unterschiedliche Funktionen. Das wollen wir beispielhaft mit diesen Überlegungen zeigen. Jetzt fehlen uns nur noch Überlegungen zum Sonnenaufgang, eine Zeit, in der wir selten im Garten sind.