16. Waldgartenplanungstreffen

12.01.2024

Pioniergehölze

Bei der Entstehung eines Waldes in verschiedenen Sukzessionsstufen werden kahle Flächen als erstes von Baumarten besiedelt, die speziell auf die Besiedlung kahler Flächen angepasst sind, bzw. sich hier als erstes durchsetzen. Diese Baumarten nennt man Pionierbaumarten oder Pioniergehölze. Diese Baumarten bilden einen ersten lichten Wald, in welchem sich dann andere Baumarten der späteren Klimaxgesellschaften ansiedeln und die Pionierbaumarten nach und nach verdrängen. Je nach Vegetationszone können das unterschiedliche Arten sein. Da in unserem Fall aus einer Wiese ein Waldgarten entstehen soll, wollen wir auch solche Baumarten mit unterschiedlichen Funktionen im Waldgarten einsetzen. Wir nennen diese Pflanzungen, die nur eine kurze Zeit im Waldgarten stehen, also quasi nur in den ersten Sukzessionsstufen, Sukzessionsgehölze. Die anderen Gehölze nennen wir Ertragsgehölze/Bäume. Darunter fallen bei uns Pionierbäume, Beerensträucher und kleinere Obstbäume, die dort gepflanzt werden, wo jetzt noch Licht ist, später aber nicht mehr. Sie erfüllen unterschiedliche Funktionen. Kleine Obstbäume und Beerensträucher produzieren bereits früh einen Ertrag. Pioniergehölze nutzen wir für andere Funktionen.

Was ist der Sinn von Pioniergehölzen für unseren Waldgarten?

Das Pflanzen von Pioniergehölzen im Waldgarten in der gemäßigten Zone (Mitteleuropa) hat verschiedene Vorteile:

  1. Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen (Stickstoff), wodurch der Boden für folgende Bäume verbessert wird
  2. Aufbau von Biomasse, da Pioniergehölze anfangs ein besonders schnelles Wachstum aufweisen.
  3. Noch herrscht auf unserer Fläche kein Waldklima, da die Ertragsbäume noch klein sind und keinen Schatten spenden oder Wind abfangen. Durch das schnelle Wachstum von Pioniergehölzen kann dies schneller generiert werden und es kann schneller eine passende Krautschicht etabliert werden, die jene Bedingungen benötigt.
  4. Da Pioniergehölze verhältnismäßig schnell wachsen können sie früh Windschutz bieten. Wind hemmt das Wachstum von Pflanzen. Wenn durch Wind zu viel Feuchtigkeit verloren geht, schließen die Pflanzen die Stomata der Blätter und reduzieren die Fotosynthese. Mit Windschutz kann man also dafür sorgen, dass Ertragsbäume schneller wachsen.
  5. Durch das schnelle Wachstum können Pionierpflanzen ebenfalls Frostschutz bieten für Spätfrostempfindliche (Minikiwi, Feigen) und kahlfrostempfindliche (durch kalten Wind) Pflanzen (Feigen).
  6. Zudem können sie gezielt eingesetzt werden, um das Höhenwachstum anderer Bäume durch Lichtkonkurrenz zu fördern. Das kann sinnvoll sein für die obere Baumschicht (Überständer) im Waldgarten, deren Krone erst auf ca. 6m beginnen soll (Nussbäume). Wir haben auf unserer Fläche beispielsweise bei zwei gleichaltrigen Walnüssen mit sehr ähnlichen Standortbedingungen beobachtet, dass die Walnuss, welche im Schatten einer großen Kirsche wächst, im Vergleich zu der anderen Walnuss deutlich schneller in die Höhe gewachsen ist. Wir können Pioniergehölze also auch in der Nähe von anderen Bäumen pflanzen, um das Wachstum zu treiben und einen hohen, geraden Stamm zu erhalten.

Welche Pioniergehölze können wir pflanzen?

Typische Pioniergehölze sind z. B. Weiden, Pappeln, Erlen, Robinien oder Birken. Auch hier haben die verschiedenen Arten zusätzliche positive Effekte. Allgemein können alle Pioniergehölze auch als Brennholz und als Pilzholz (also zum Anbau von Pilzen) genutzt werden und eignen sich als Bienenweiden. Birken können für Birkenwasser und Tees genutzt werden, Pappeln wachsen besonders schnell und haben im Vergleich zu Birken und Weiden keine Peitschen. Weiden lassen sich zum Flechten von Körben o.Ä. verwenden. Weidentriebe sind hilfreich gegen (Kopf-) Schmerzen. Erlen und Robinien reichern Stickstoff an. Allgemein ist es nützlich für die Biodiversität mehr als nur eine Pionierbaumart zu verpflanzen.

Wo pflanzen wir Pioniergehölze?

Theorie: Bei der Waldgartenplanung sollte der Baum an einem bestimmten Standort immer möglichst viele Zwecke/Funktionen erfüllen. Aspekte, die uns dabei helfen einen Standort für ein Pioniergehölz auszuwählen, sind Windschutz und Höhenwachstumsförderung. Ein möglicher Standort von Pioniergehölzen ist also in der Nähe von Überständern (Nussbäume – weil Nüsse fallen runter; Apfel und Birne für Most natürlich auch). Unsere Obstbäume sollen aber tendenziell eher klein bleiben, da wir die Kronen noch zum Ernten erreichen müssen. Außerdem wollen wir einige Bäume als Kletterbäume behalten, welche dementsprechend nicht weit aufgeastet werden sollen.

Konkret:

  1. Der Wind kommt in unserer Region überwiegend aus Südwesten.
  2. Gleichzeitig sollten durch Windschutzstreifen aber keine Ertragsbäume schattiert werden.
  3. Beim Mähen des Grases oder bei Pflegeeinsätzen ist es hilfreich wenn die Bäume nicht wahllos auf der Fläche verteilt stehen, sondern in Reihen.
  4. Es ist aber auch wichtig, dass ausreichend Luftzirkulation im System möglich ist um Pilzkrankheiten vorzubeugen. Wir wollen also nicht die ganze Fläche mit Pioniergehölzen zupflanzen.

Windschutzstreifen werden wir aus Pioniergehölzen, ergänzt durch Beerensträucher und Wildobst pflanzen. Einen solchen Windschutzstreifen haben wir beispielsweise hinter der Baumspirale geplant, wo zusätzlich den dahinter stehenden Pawpaws Schatten gespendet wird, welchen diese in den ersten Jahren noch benötigen. Im Schattenbereich haben wir ebenfalls sehr viele Pioniergehölze geplant. Alle weiteren Streifen sind hier mit weißen Balken gekennzeichnet. Die Planung ist noch nicht ganz abgeschlossen.

Wir pflanzen: Pappeln, Birken, verschiedene Weiden und Grauerlen. Bei den Weiden graben wir 3m lange junge Stämme(Triebe) von Korbweiden ein und hoffen, dass diese Wurzeln schlagen und dann bereits in 2,5m Höhe möglichst schnell auch einen hohen Windschutz liefern.


Ahornbereich (zwischen Baumspirale und Kinderbereich)

Beim letzten Planungstreffen im Dez. 2023 haben wir Wege, Blick- und Lichtschneisen sowie einige Standorte für Bäume in diesem Bereich geplant. Dieses Mal haben wir uns überlegt, welche Arten dort gepflanzt werden sollen. Generell ist der Bereich südlich und westlich vom Ahorn im Vergleich zu anderen Bereichen im Waldgarten sonnig und mäßig feucht. Mögliche Arten sind z. B. Kirsche, Pfirsich, Nektarine, Feige und Kaki.
Ziel des Bereiches war ein weiterer Aufenthaltsort. Um weiteren Schatten zu kriegen, sollte westlich des Ahorns ein weiterer Baum gepflanzt werden. Dieser muss um die 6 m hoch werden, um den Zweck zu erfüllen. Vermutlich wird es eine frühe Pflaume oder eine Maulbeere. Für die Pflaume spricht, dass sie sich in der Höhe besser ernten lässt (z. B. Mit einem Pflücker). Für die Maulbeere spricht, dass sie im Sommer nicht so viele Wespen anzieht. Vielleicht beernten wir die Maulbeere aber auch als Schüttelbaum. Bisher hatten wir überlegt direkt am Hauptweg einen Sichtschutz aus Bambus zu pflanzen. Dieser könnte auch durch zwei Hochstämme und eine Felsenbirne ersetzt werden. Die Felsenbirne eignet sich als Sichtschutz, da sie relativ buschig wächst und direkt am Weg als Naschobst sinnvoll ist. Bei den beiden Hochstämmen haben wir uns noch nicht für Arten entschieden.

In der Lichtschneise nach Westen soll direkt am Hauptweg eine Feige gepflanzt werden. Diese darf nicht höher als 3,5 m werden, um nicht die Abendsonne zu blockieren. Entlang des Weges zum Sitzbereich wollen wir Beerensträucher pflanzen. Welche steht noch nicht fest. Zwischen Lichtschneise und Swale werden voraussichtlich eine Kirsche, eine Nektarine und ein Spilling gepflanzt. Die Baumspirale soll um sechs Bäume erweitert werden. Wir versuchen in der Baumspirale keine doppelten Arten zu pflanzen. Neu hinzu kommen könnten: Sauerkirsche, Mandel, Che-Frucht, und Kaki. Möglicherweise eine Mispel, Kirsche oder Felsenbirne. Auch wenn in der Baumspirale schon eine Birne steht, wird eine weitere dazu kommen, da Birnenmatsch Wespen anzieht und sie dort abgelegen von Aufenthaltsbereichen nicht stört.